fünfzehnter dezember



die turnachkinder im winter


am mittwoch der letzten woche kam das backen. mama und balbine hatten schon am abend vorher mehl, zucker und eier, zitronat, zimmet und mandeln abgewogen.
«heut nachmittag dürft ihr helfen!» rief sophie den kindern nach, als sie zur schule gingen.
der würzige geruch aus der küche und die freudige ungeduld verfolgte die drei bis in die unterrichtsstunden hinein. dass lotti nicht recht aufpasste und nach allen seiten mitteilte, es werde heute zu haus gebacken, war nicht erstaunlich. sie musste sogar ein bisschen in den winkel stehen. aber hans - ein bub und ein fünftklässler - ! zweimal gab er im rechnen eine ganz falsche antwort, weil er an die verzierung seiner lebkuchen dachte. herr altschmid runzelte die stirne.
«was ist denn heut mit dem turnach! erst behauptet er, wenn neun maurer zu einer arbeit drei tage brauchen, so müssten achtzehn maurer sechs tage haben! und jetzt kann er nicht einmal mehr 135 durch 15 teilen! ich möchte wirklich wissen, wo seine gedanken sind.»
hans wurde feuerrot. es wäre doch geradezu entsetzlich, wenn herr altschmid und die buben errieten, an was er gedacht hatte! das ganze jahr müsste er in der klasse «der zuckerbäcker» heissen - ! mit gewalt verscheuchte er den zitronat und die mandeln aus dem kopfe und strengte sich an, die folgenden rechnungsaufgaben richtig zu lösen.
die ganze familie, papa ausgenommen, war nachmittags in der küche beschäftigt. lotti stand mit aufgestülpten ärmeln an einer schüssel mit warmem wasser, in dem die mandeln geschält wurden. hoppla! da sprang wieder eine über lotti weg, eine ganz kleine, krumme; die durfte man essen.
«mama, der backtag ist doch zu nett!» rief lotti einmal über das andere.
mama strich mit balbine den lebkuchenteig auf grosse oblaten, worauf hans und marianne die ausschmückung vornahmen. es wurden aus zitronat und geschnittenen mandeln sterne, halbmonde, buchstaben und blumen gebildet, immer künstlicher, bis mama zur eile trieb. die springerlein mussten auch noch gemacht werden. da kamen die hübschen formen, in die man den teig drückte: die ente, der hase und das obstkörbchen, das dampfschiff und die windmühle. auch ein kaiser karl war da mit krone, ein tiroler und eine frau, die ein taufkind trug. es ging sehr munter und laut zu mit rühren und klopfen, mit: «ei, wie fein!» und «o weh! jetzt ist dem kaiser karl der kopf weg - !»
werner arbeitete an einem niedrigen stuhl; er war voll mehlstaub wie ein müller, und schrecklich viel mehl knetete er auch in seinen teig, der allmählich zu einem grauen festen klumpen wurde. höchst befriedigt drückte ihn aber werner zuletzt in die schwanenform hinein.
«den hab ich gemacht!» rief er strahlend. «den schenk ich sophie, und dem papa mach ich ein dampfschiff!»

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